VSO Sven Laumer zu Gast bei der SRG Neuburg

Am vergangenen Freitag war der höchstrangigste Funktionär im bayerischen Schiedsrichterwesen, Sven Laumer, zu Gast bei der SRG Neuburg. Die Gruppe Neuburg ist für den Verbandsschiedsrichterobmann dabei keineswegs unbekannt, da er bereits mit einigen ihrer Schiedsrichter zu tun hatte, sei es als Funktionär, als Beobachter bzw. Coach oder aber auch während seiner aktiven Zeit als Schiedsrichter.

 

Sven Laumer referierte über ein zentrales Problem im bayerischen Schiedsrichterwesen, dem massiven Rückgang von aktiven Schiedsrichtern. Standen im Jahr 2000 noch 13.379 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter auf den Fußballplätzen in Bayern, waren es 2022 nur noch 9.972, im Jahr 2023 sogar nur noch 9.013. Um diesem Rückgang entgegenzuwirken, hat der Verbandsschiedsrichterausschuss (VSA) ein Programm aus sechs Säulen entwickelt. Denn das oberste Ziel müsse es sein, den Fußballsport nicht nur für Spieler, sondern auch für Schiedsrichter attraktiv zu halten. Es sei nicht nur das Problem der Schiedsrichtergruppen, wenn Freiwillige fehlen, denn schon jetzt ist es nicht mehr möglich alle Spiele mit neutralen Schiedsrichtern zu besetzen, was sich dann auch auf andere Bereiche auswirkt.

 

Die Grundlage bildet die erste Säule - die Finanzen. Die Erhöhung der Schiedsrichterspesen und der Ausfallgebühren würden ihre ersten Früchte tragen. Denn bereits Ende August waren in diesem Jahr mehr SR-Neulinge ausgebildet als im gesamten Vorjahr. Er appellierte aber auch an die Schiedsrichter ihre Spiele bestmöglich zu leiten und auch administrative Vorgaben umzusetzen, da mit steigenden Spesen auch die Erwartungen der Funktionäre, Vereine und Spieler steigen würden.

 

Die zweite Säule steht für die Kommunikation zwischen Verband und Schiedsrichtern. Hier stellte er exemplarisch die Informationen, die bei der Abschaffung der Papierspierpässen und der damit einhergehenden Spielrechtsreform, an die Schiedsrichter verteilt wurden.

 

Säule drei ist der Förderung der Schiedsrichter zuzuordnen. Diese basiere insbesondere aus einem Zusammenwirken von Motivation, Kommunikation und Förderung. Er verwies dabei auf den hohen Altersdruck, der von der FIFA über den DFB bis hin auf den BFV aufgebaut wurde. So können Schiedsrichter für eine Karriere über den Verband hinaus nur bis zu einem Alter von ca. 25-26 Jahren berücksichtigt werden. Das Geschäft sei knallhart, wer aber dennoch diesen Weg einschlagen wolle, würde im Rahmen des NLZ besonders gefordert und gefördert. Bei Schiedsrichtern, die ihre Karriere „nur“ innerhalb des Verbandes planen, sei der Druck und die Erwartungshaltung natürlich deutlich geringer. So könnten auch Schiedsrichter im Alter von 30, 35 oder 40 Jahren bei entsprechenden Leistungen im Rahmen des Perspektivkaders immer noch in die Bayern- oder Regionalliga aufsteigen.

 

Sorge bereitet dem VSO die zunehmende Gewalt auf den Fußballplätzen (Säule vier), wobei Bayern hier im Bundesvergleich noch sehr gut dastehen würde. So kam es in der Saison 2021/2022 bei ca. 250.000 Spielen im Bereich des BFV zu insgesamt 68 Abbrüchen, wovon 20 aufgrund eines tätlichen Angriffs auf einen Schiedsrichter erfolgt seien. Dennoch sei jeder dieser 20 Fälle einer zu viel, weshalb der VSA dem mit folgenden Maßnahmen entgegenwirken wolle:

 

  • Vorbereiten: Die Schiedsrichter sollen im Vorfeld geschult werden, wie bei Gewaltvorfällen vorzugehen ist. Auch verwies er auf ein Pilotprojekt aus dem Nürnberger Bereich. Hier wurde gemeinsam mit (namenhaften) Vertreter zwischen Vereinen und Schiedsrichter eine „Sportplatzetikette“ geschaffen; also ein Regelwerk neben dem Regelwerk, das festlegt wie Zuschauer, Spieler, Funktionäre und Schiedsrichter miteinander umgehen wollen bzw. sollen. Dies hätte bereits zu ersten Verbesserungen geführt und könnte daher ggf. eine Option für ganz Bayern sein.

 

  • Begleiten: Auf Verbandsebene soll ein zentraler Ansprechpartner/Begleiter für Schiedsrichter, die Opfer von Gewalthandlungen geworden sind, geschaffen werden. Dafür würde auch professionelle psychologische Betreuung seitens des BFV zur Verfügung gestellt werden können.

 

  • Rechtliche Unterstützung: Auch sollen Schiedsrichter rechtlich über zivilrechtliche Ansprüche beraten werden können, um bspw. Schadensersatzansprüche geltend zu machen. Die Kosten hierfür würden durch eine Versicherung des BFV abgedeckt sein.

 

Ein weiteres Bestreben sei die Aus- und Weiterbildung von Schiedsrichtern (Säule fünf). Hier wurden auch neue Formate getestet, wie z.B. Onlineausbildungen zum Schiedsrichter. Diese waren zur Coronazeit ein voller Erfolg. Inzwischen wäre aber der Wunsch nach Präsenzveranstaltungen wieder deutlich größer. Insgesamt wäre es aber wichtig sich breit aufzustellen, um neue Leute auf vielen Kanälen zu erreichen. Sehr erfreut zeigte er sich auch darüber, dass Paten und Tandemschiedsrichter seit der Spesenreform eine Aufwandsentschädigung für ihre Arbeit erhalten. Dies sei als Anerkennung für diese wichtigen Aufgaben wichtig.

 

Die letzte Säule (sechs) bildet die Öffentlichkeitsarbeit. Es sei wichtig, das Schiedsrichterwesen positiv zu präsentieren, um Lust auf das Pfeifen zu machen. Die bayernweite Kampagne „WIR REGELN DAS!“ stelle hierfür ein wichtiges Element dar, um Zusammenhalt und Einheit der Schiedsrichter nach außen zu präsentieren.

Zum Abschluss seines Vortrages dankte Sven, den Ausschussmitgliedern sowie den Schiedsrichtern für ihren Einsatz und betonte, wie wichtig dieser für den Fußball sei.

 

Im Anschluss hieran fand ein reger Austausch zwischen den Schiedsrichtern und Sven statt. Hierbei wurden insbesondere aktuelle Themen diskutiert, die den Aktiven wichtig sind. Obmann Jürgen Roth dankte Sven Laumer für seinen Besuch und überreichte ihm einen Präsentkorb als Stärkung für die Heimreise.

 

Quelle: SRG Neuburg

Laumer-Neuburg

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